Das pädagogische Konzept

Präambel

„Man sollte sich davor hüten, jungen Leuten Erfolg in seiner üblichen Form als ersten Zweck des Lebens zu predigen. Die wichtigste Motivation für Arbeit in der Schule und im Leben ist die Freude an der Arbeit, die Freude am Resultat und das Wissen um den Wert, den dieses Resultat für die Gemeinschaft besitzt.“


(Albert Einstein, 1879-1955)

Dieser Leitsatz bildet den Orientierungsrahmen für die unterrichtliche und erzieherische Arbeit an der Holstentor-Gemeinschaftsschule. Er dient uns als Entscheidungshilfe bei pädagogischen Schwerpunktsetzungen.

Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler zu selbständig handelnden Persönlichkeiten erziehen, die für sich selbst und für andere Verantwortung übernehmen, ihre persönlichen Fähigkeiten entwickeln und einsetzen, um ein demokratisches und friedliches Miteinander in unserer Gesellschaft zu sichern.

Wir, alle an unserer Schule beteiligten Gruppen und Personen, folgen vor diesem Ziel gemeinsamen Wertvorstellungen.

  • Ausgrenzung, Diskriminierung, Gewalt und Rassismus lehnen wir ab!
  • Die Zusammenarbeit zwischen Schülerinnen und Schülern, Lehrkräften, sozialpädagogischen Fachkräften, Eltern sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zielt auf
  • Toleranz, gegenseitigen Respekt, Zivilcourage und Fairness,
  • Kreativität und Teamfähigkeit,
  • Verantwortungsbewusstsein für das Einhalten von Regeln und Absprachen,
  • einen freundlichen, offenen Umgangston.

Leitsätze unserer pädagogischen Arbeit

  • Unsere Schule ist Lernort und Lebensraum zugleich.

  • An unserer Schule wird mit Kopf, Herz und Hand gelernt.

  • An unserer Schule werden individuelle Begabungen und Kompetenzen, familiäre, soziale und kulturelle Hintergründe, Lernbehinderungen oder körperliche Beeinträchtigungen integrativ berücksichtigt.
    Eine Vielfalt von Begabungen und Kompetenzen bietet Lernchancen für alle.

  • Ein weitgehend gemeinsames Lernen ist Grundlage unserer Arbeit. Handeln und Lernen ist leistungsorientiert, wobei wir uns am Prinzip des Forderns und Förderns orientieren, um die individuell bestmöglichen Schulabschlüsse zu ermöglichen.
    Fachliches und fächerübergreifendes Lernen ergänzen sich.

  • Umfangreiche Vermittlung von Selbst-, Sozial-, Sach- und Methodenkompetenz ermöglicht Schülerinnen und Schülern, ihren Lernprozess weitgehend selbst zu organisieren und Verantwortung für ihren Lernerfolg zu übernehmen.

  • Konflikte werden an unserer Schule gewaltfrei bewältigt. Schülerinnen und Schüler mit Mediatorenausbildung sind in der Regel die ersten Ansprechpartner bei Unstimmigkeiten und Streitigkeiten.
    Klassenlehrkräfte, Beratungslehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte helfen Schülerinnen und Schülern sowie Eltern, sozial-emotionale Probleme durch individuelle Erziehungsberatung zu bewältigen.

Die HGS als teilgebundene Ganztagsschule

Wir bieten den Eltern die Wahl zwischen Halbtags- und Ganztagsschule. In der Ganztagsschule gibt es für ein „Miteinander leben und lernen in der Schule“ gemeinsame Mittagsmahlzeiten, Raum für Sport, Spiel, Hobbys und Entspannung.

 

Die Angebote bilden gleichermaßen eine Brücke zum Halbtagssystem.

 

Halbtagsunterricht erfolgt in der Regel zwischen 7.45 Uhr und 14.00 Uhr.

In der gebundenen Ganztagsschule findet Unterricht montags und freitags von 7.45 Uhr bis längstens 14.00 Uhr und dienstags, mittwochs sowie donnerstags bis 15.30 Uhr statt. Der gesamte Zeitrahmen ist für diese Schülerinnen und Schüler verpflichtend, auch das gemeinsame Mittagessen gehört zu unserem Ganztagskonzept.

Ab Klassenstufe 9 geht das Angebot in ein offenes Ganztagssystem über.

Die zusätzliche Zeit, die wir unseren Ganztagsschülerinnen und -schülern gegenüber unseren Halbtagsschülerinnen und -schülern widmen, wird genutzt für

  • eine tägliche Lernzeit zur Erledigung der schriftlichen Hausaufgaben,

  • das tägliche Mittagessen mit anschließender Freizeit über insgesamt 60 Minuten,

  • eine wöchentliche zweistündige Arbeitsgemeinschaft.

Besonders der Bereich der jahrgangsübergreifenden Arbeitsgemeinschaften, der auch für die Halbtagsschülerinnen und -schülern geöffnet ist, trägt dazu bei, unsere Schule zu einem Lern- und Lebensraum zu gestalten.
Durch Lehrkräfte, sozialpädagogische Fachkräfte und außerschulische Partner können Arbeitsgemeinschaften und themenbezogene Projekte zur kreativen Freizeitgestaltung fachlich qualifiziert angeboten werden.
Die bestehenden Angebote durch außerschulische Kooperationspartner sollen erhalten und ausgeweitet werden.

Berufsorientierung

Die Berufswahl, einschließlich der Übergänge in weiterführende Schulen, und die Lebensplanung stellen an unserer Schule eine gemeinsame Gestaltungsaufgabe aller Beteiligten – Schülerinnen und Schüler, Eltern, Klassen- und Fachlehrkräfte, externe Berater – dar.

Das in der 7. Jahrgangsstufe beginnende Curriculum stellt die Berufsorientierung in das didaktische Zentrum unserer Schule.
Es bietet den Schülerinnen und Schülern Instrumentarien und Maßnahmen an, die ihre Selbständigkeit und ihre Kompetenzen fördern und stärken. Ihnen werden damit Chancen und Möglichkeiten aufgezeigt, ihre Interessen und Potenziale kennen zu lernen und realistische Ziele bei der Berufswahl zu verfolgen.
Unterstützend wirken dabei unsere bestehenden Kooperationen mit der Wirtschaft und der Berufsberatung der Agentur für Arbeit.

Schulsozialarbeit

Ein fester Bestandteil der pädagogischen Arbeit ist an unserer Schule die Schulsozialarbeit mit einer qualifizierten personellen Ausstattung.

 

Die Schulsozialarbeit stellt neben der unmittelbaren Arbeit vor Ort auch ein Bindeglied zwischen Jugendhilfe und Schule dar. Sie hat das Ziel, in enger Kooperation mit den Klassen- und Beratungslehrkräften der Schule, Kinder und Jugendliche im Prozess des Erwachsenwerdens zu begleiten, sie bei einer für sie befriedigenden Lebensbewältigung zu unterstützen und ihre Kompetenzen zur Lösung von persönlichen und/oder sozialen Problemen zu fördern.

 

Das Angebot von Schulsozialarbeit richtet sich an Schülerinnen und Schüler, ihre Familien sowie an alle, die direkt oder indirekt in das System Schule eingebunden sind oder davon berührt werden.
Über die Schulsozialarbeit können wir auch stadtteilpädagogische Aspekte in unsere Arbeit mit einbeziehen.

Elternarbeit

Wir sehen Bildung und Erziehung als ein gemeinsames Anliegen von Elternhaus und Schule an und fördern die Zusammenarbeit im schulischen Entwicklungs- und Gestaltungsprozess.

 

So bieten wir den Eltern zusammen mit den Schülerinnen und Schülern an, die Halbjahreszeugnisse im Rahmen eines bilanzierenden Gespräches zu erläutern.

 

Weitere notwendige Gespräche zur Lernentwicklung im Laufe des Schuljahres sind selbstverständlich.

 

Die Zusammenarbeit mit den Eltern bezieht sich weiter auf

  • Aktive und konstruktive Teilnahme an den Konferenzen,

  • Weiterentwicklung der Konzepte der Schule über die Schulkonferenz,

  • Mitgliedschaft im Schul- und Förderverein,

  • Unterstützung bei kulturellen Veranstaltungen, des offenen Einstiegs in den Schultag, bei der Grundstücks- und Gebäudepflege.

Formen des längeren gemeinsamen Lernens

Wir sind eine Schule, die den Schülerinnen und Schülern ein langes gemeinsames Lernen ermöglicht. Die Wege zu den verschiedenen Schulabschlüssen werden möglichst lange offengehalten.

 

In den Klassenstufen 5 und 6 werden grundsätzlich alle Fächer gemeinsam unterrichtet.

 

Der gemeinsame Unterricht wird so gestaltet, dass die Schülerinnen und Schüler das Lernen als eigenständige und nachhaltige Kompetenz entwickeln können.

 

Die Schülerinnen und Schüler können auf unterschiedlichen Wegen bei unterschiedlichem Tempo individuell Erfolge erlangen.

 

Als Indikatoren für individualisierende Unterrichtsangebote verstehen wir z.B.:

 

  • Angebote für unterschiedliche Lernwege,

  • Lernen nach leistungsdifferenzierten Ansätzen,

  • Methodenvielfalt (z.B. Wochenpläne, Stationen, Lerntheke, Portfolio, etc.),

  • Schüler lernen von Schülern (Expertensystem, Tischgruppenarbeit),

  • klasseninterne Lerngruppen,

  • ggf. flexible Zeitpunkte für zu erbringende Leistungsnachweise,

  • eigenständiges Arbeiten in der Lernwerkstatt,

  • Projektaufgaben, auch klassenübergreifend.

 

Das gemeinsame Lernen bleibt auch ab Klassenstufe 7 als Grundsatz bestehen. Die Lerngruppen bleiben weitgehend erhalten. Die Unterrichtsgestaltung orientiert sich durch binnendifferenzierende Maßnahmen an den Lernausgangslagen der Schülerinnen und Schüler.

 

Die im Fachunterricht erbrachten Leistungen werden mit Ü-Noten bewertet.

                 
Ü-Noten 1 2 3 4 5 6 7 8
                 
AHR (Allgemeine Hochschulreife) 1*** 2*** 3*** 4*** 5*** 6*** (6***) (6***)
MSA (Mittlerer Schulabschluss) (1**) 1**  2**  3**  4**  5**  6**  (6**)
ESA (Erster allgemein bildender Schulabschluss) (1*) (1*) 1* 2* 3* 4* 5* 6*
                 

Diese Art der verbindlichen Rückmeldung schafft für Schülerinnen und Schüler sowie Eltern Transparenz und bietet Ansätze für Beratung und Planung von Fördermaßnahmen.

 

Zum Halbjahr der Klassenstufe 8 erhalten die Schülerinnen und Schüler einen Hinweis auf den voraussichtlich zu erwartenden Abschluss in der Sekundarstufe I.  Die Anspruchsebene kann zu jedem Zeugnistermin wechseln. Bezüglich eines Übergangs in die gymnasiale Oberstufe kooperieren wir mit der benachbarten Baltic-Schule.

 

Eine wesentliche Aufgabe bei der konzeptionellen Gestaltung des längeren gemeinsamen Lernens übernehmen auch die Fachkonferenzen. Sie verständigen sich auf Maßnahmen zur Erreichung der Bildungsziele in heterogenen Gruppen und stimmen im Rahmen schulinterner Fachcurricula Inhalte und Methoden ab.

 

Das bedeutet z.B.

  • Bildungsstandards vor dem Hintergrund kompetenzorientierten Unterrichts umsetzen, dabei Freiräume sicherstellen,

  • Projekte und Wahlthemen vorschlagen und beschließen,

  • eigenständige Basislehrgänge für Schülerinnen und Schüler planen und Materialien bereitstellen,

  • Parallel- und interne Vergleichsarbeiten organisieren,

  • Übungsarbeiten, Tests, Klassenarbeiten bereitstellen,

  • diagnostische Fehleranalysen als Grundlage für Fördermaßnahmen vorschlagen und ggf. erstellen,

  • Steuerung von Fördermaßnahmen.

Förderkonzept

Aufgabe und Ziel unserer Gemeinschaftsschule ist es, Schülerinnen und Schüler unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen durch differenzierenden Unterricht und ein anregendes Schulleben im Hinblick auf Persönlichkeitsentwicklung, die sozialen Verhaltensweisen sowie die kognitiven und praktischen Fähigkeiten bestmöglich und nachhaltig zu fördern und zu fordern.

 

Der Unterricht wird grundsätzlich durch Maßnahmen begleitet, deren Ziel es ist, die Schülerinnen und Schüler zu fördern und zu fordern, so z.B.

  • Feststellung individueller Fähigkeiten,

  • Förderangebote für Schülerinnen und Schüler mit Lernschwierigkeiten unter besonderer Berücksichtigung von „Deutsch als Zweitsprache“ sowie Lese-Rechtschreibschwäche,

  • Förderangebote für Schülerinnen und Schüler mit besonderen Begabungen,

  • Persönliche Lernberatung, Aufzeigen von Karriereperspektiven,

  • Beratungsgespräche mit Schülerinnen und Schülern und deren Eltern.

Besonderen Begabungen, Teilleistungsschwächen oder Arbeitsdefiziten, begegnen wir u.a. mit folgenden Maßnahmen:

  • Doppelbesetzungen – vorrangig in den Fächern Deutsch, Mathematik,
    Englisch in den Klassenstufen 5 und 6,

  • bedarfsorientiert auch darüber hinaus Bildung kleinerer Lerngruppen in Fächern mit besonderen Gefahren oder mit begrenztem Arbeitsplatzangebot,

  • Doppelbesetzung im Fach Sport in Integrationsklassen,

  • Förderstunde für Schülerinnen und Schüler mit LeseRechtschreibschwäche in den Klassenstufen 5 und 6,

  • Förderstunde für Schülerinnen und Schüler mit Deutsch als Zweitsprache in den Klassenstufen 5 und 6,

  • zusätzliche Stunde für leistungsstarke Schülerinnen und Schüler zur Erlangung eines Zertifikates im Fach Englisch.

Die Ressourcen werden grundsätzlich so eingesetzt, dass die Schülerinnen und Schüler an der Holstentor-Gemeinschaftsschule möglichst früh gefördert werden.
Wenn es die sozialpädagogische Ausgangslage einer Klasse oder Lerngruppe erfordert, können o.g. Maßnahmen noch vor den fachlichen Kriterien eingesetzt werden.

 

Bildung zielt neben Sach- und Methodenkompetenz auch auf Selbst- und Sozialkompetenz. Dieser Bildungsprozess erfordert, dass alle Schülerinnen und Schüler Mitverantwortung für persönliche Entwicklung und situationsgerechtes Verhalten tragen. Bei der Umsetzung dieser Ziele

  • unterstützen die Eltern die Schule und umgekehrt,

  • kooperieren Eltern und Schule besonders eng.

Neben einer hohen Beratungskompetenz durch speziell ausgebildete Lehrkräfte und sozialpädagogische Fachkräfte fördern wir das soziale Lernen durch

  • ein Selbstbehauptungstraining für Jahrgangsstufe 5 oder 6,

  • einen Fachtag für die Klassenstufe 9 zum Thema „Umgang mit sexueller Gewalt“,

  • Arbeitsgemeinschaften, in denen in kleinen Gruppen sozial-integrativ und gewaltpräventiv gearbeitet wird,

  • Teilnahme an Wettkämpfen in zahlreichen Sportarten,

  • kulturelle Themenveranstaltungen,

  • Nutzung außerschulischer Lernorte für das Lernen am anderen Ort.

Ab Klasse 7 wählen die Schülerinnen und Schüler im Sinne einer individuellen Schwerpunktbildung in Absprache mit den Eltern und den Lehrkräften einen vierstündigen Wahlpflichtunterricht für vier bzw. drei Jahre aus.
Folgende Bereiche stehen zur Verfügung:

  • 2. Fremdsprache (Französisch oder Dänisch)

  • Naturwissenschaften (Angewandte Informatik)

  • Arbeit/ Wirtschaft  (Verbraucherbildung / Berufsorientierung / Technik)

  • Ästhetische Bildung (Kunst oder Musik) 

  • Sport

Hinweis:

Der Umfang der durchgeführten Maßnahmen des Förderkonzepts ist grundsätzlich abhängig von der Verfügbarkeit von Fachpersonal sowie von den durch das zuständige Ministerium zugewiesenen und von den über Projekte zu finanzierenden Stunden.